Wie ein „Pitbull“ wurde Esther Sedlaczek Deutschlands Weltmeisterin

Sechs Minuten und 46 Sekunden dauert das Video, das Esther Sedlaczek endgültig berühmt machte. Okay, wer regelmäßig die „Sportschau“ in der Premiere schaut, kannte die große Frau mit den langen dunklen Haaren bereits, schließlich feiert sie diese seit 2021 als Nachfolgerin von Matthias Opdenhövel ARD-Hohe Masse an Sport. Doch der Rest Deutschlands wurde auf sie aufmerksam, als sie nach dem Aus der deutschen Nationalmannschaft mit ihren unbequemen und unaufhaltsamen Fragen den Anfang vom Ende von Oliver Bierhoff ankündigte.

„Esther Sedlazcek: Ein Pitbull neigt zum Aufgeben“: Mit diesem nur auf den ersten Blick unattraktiven Vergleich würdigte die Twitter-Community die 37-jährige Sportjournalistin. Denn sie wunderte sich, als Noch-DFB-Geschäftsführer Bierhoff vage von seiner Wut sprach: „Worauf oder gegen wen ärgern Sie sich? Das Kreuzverhör führt schließlich zu der Frage, ob sich auch an Bierhoffs Position etwas ändern sollte: “Denken Sie darüber nach?”

Erst Modejournalismus studiert, dann ganz grün

Anders als ihre Kollegin Laura Wontorra wurde Esther Sedlaczek die Faszination für den Fußball ihres Vaters nicht in die Wiege gelegt; Die gebürtige Ost-Berlinerin wuchs bei ihrer Mutter auf und lernte ihren Vater, den Schauspieler Sven Martinek, erst mit 16 kennen. Wenn er heute Fußball schaut, dann eigentlich nur seiner Tochter zuliebe. Sedlaczek hatte als Berliner Kind spontan seine Mutter gebeten, das Fußballstadion zu besuchen, natürlich bei Hertha, was sonst? das mögen Sedlaczek hielt an der alten Dame fest, ebenso ihre Begeisterung für die vermeintlich schönste Sache der Welt.

Weil sie nicht gehen wollte BerlinDie mit Modelmaßen begabte Sedlaczek studierte zunächst Modejournalismus in der Hauptstadt, merkte aber schnell, dass ihr Grasgrün viel besser stand. 2. Liga, Bundesliga, DFB-Pokal, Europa Liga und Champions League: Esther Sedlaczek kam mit Mitte Zwanzig als Außendienstmitarbeiterin zu Sky und stieg zunächst bei Sky durch die Reihen der Bolz-Kaufleute auf. Sie ist nach Anne Will, Monica Lierhaus und Jessy Wellmer die vierte Frau, die die „Sportschau“ moderiert. Vier Wochen vor der Geburt ihres Sohnes Ende 2021 stand sie vor der Kamera. Wer der Vater des 2019 geborenen Sohnes und der Tochter ist, hat Sedlazek bis heute für sich behalten, bekannt ist nur, dass er kein Fußballer ist. Sondern ein Kaufmann aus München.

Diese Frau will nicht gefallen – sie will Antworten

Seit seinem Debüt in der ARD-“Sportschau”, vor allem aber seit dem WM-Start in Katar Nicht nur die Medienwelt lobt Eva Sedlaczek, sondern auch die Öffentlichkeit: „Endlich jemand mit Eiern“, sagte ein Kommentator auf YouTube. Der neue Pitbull aus dem ARD-Stall hat keine Angst vor großen Biestern. Aber was noch wichtiger ist: Sedlaczek buhlt nicht um Aufmerksamkeit oder Sympathie. Sie will nicht gefallen, sie will Antworten. Als sie Oliver Bierhoff nach dem vorzeitigen Abgang der Deutschen in den Griff nahm, wollte sie – wie ganz Deutschland – kein Gerede mehr hören, sondern einfach nur wissen: Wie konnte so etwas noch einmal passieren?

Dass Eigenschaften wie Klarheit, Hartnäckigkeit und Unaufdringlichkeit bei Sportjournalisten jetzt ausdrücklich gelobt werden, ist kein Lob für den Beruf. Andererseits ist die Befragung von Profifußballern eine Disziplin für sich. Verbal meist deutlich weniger agil als im Außendienst, wurden sie von PR-Profis darauf trainiert, viel inhaltliches Nichts in Wortwolken zu packen. Dass Spielerinterviews im Live-TV aber meist auf Easy-Listening-Niveau bleiben, liegt auch an den Nachfragern. Leider sind Sportjournalisten oft selbst Fans und haben kein Interesse daran, Kratzer auf dem glänzenden Lack ihrer Helden zu hinterlassen. Außerdem besteht die Sorge, von einer Sportlegende vor der Kamera gerügt oder abgeladen zu werden und zum Gespött der Nation zu werden. Wattefragen treffen also auf Wortwolken: Kein Wunder, dass nur flauschige Sachen herauskommen.

Das Beste, was Schweinsteiger passieren konnte

Esther Sedlazcek, 1,83 Meter groß, begegnet allen Interviewpartnern bis hin zu Bundestrainer Hansi Flick, 1,77 Meter groß, auf Augenhöhe – selbstbewusst, sachlich, souverän. ARD-Experte Bastian Schweinsteiger fühlt sich neben dem Journalisten sichtlich wohl: Sedlaczek gibt ihm die richtigen Stichworte und zwingt ihn freundlich dazu, das Wesentliche zu beantworten, anstatt sich in Allgemeinplätze und verschmitztes Lächeln zu flüchten. Mit dem Moderator an seiner Seite stellte sich Schweinsteiger sogar Flicks Fragen und zeigte ihm mutig, wo seiner Meinung nach der gepriesenen Mannschaft die nötige Leidenschaft zum Sieg fehlte.

Vor ihrer Abreise nach Katar träumte Esther Sedlaczek davon, ein WM-Finale mit deutscher Beteiligung auszurichten. Dieser Traum ist vorerst geplatzt. Doch anders als das Team kann die Moderatorin in wenigen Tagen mit erhobenem Haupt nach Hause gehen. Mit dem guten Gefühl, das Beste von sich gegeben zu haben.

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